Spätsommer-Kolumne von Rose von Aprath

„Die Stare gehen auf die Reise. Altweibersommer weht im Wind. Das ist ein Abschied laut und
leise. Die Karussells drehn sich im Kreise. Und was vorüber schien, beginnt.“

Das Gedicht von Erich Kästner 1955 geschrieben, beschreibt es wirklich für dieses Jahr. Schauen wir
aus dem Fenster regnet es immer wieder. Der Garten ist wunderbar grün, aber die erste große Blüte
der Rosen ist vorbei, aber auch vieles andere ist verblüht. Die Nachblüte lässt auf sich warten, länger
als uns lieb ist. Ein Hauch von Herbst schleicht sich in unsere Gedanken. Aber sind wir hoffnungsvoll,
denn auch der beginnende Herbst, kann noch unsere Gärten in ein Blütenmeer verwandeln. Die
Neuaustriebe der Rosen zeigen sich bei mir in Rot und die ersten Knospen sind schon sichtbar. Meine
Hostasammlung haben Blüten über Blüten und so groß und üppig waren sie noch nie. Rudbeckien
und Hemerocallis strahlen trotz des Regens zwischen Gräsern und Euphorbien hervor und Astilben
sind schöner als sonst. Vieles hat sich ausgesamt und wir können manches davon an Freunde und
Bekannte weitergeben. Haben Sie schon an die Frühblüher gedacht? Jetzt ist es Zeit sie zu bestellen.
Jeder findet noch ein Plätzchen um dort für das Frühjahr Tulpen, Narzissen oder Scilla, Krokus,
Anemonen oder andere Zwiebelblüher einzupflanzen. Im letzten Jahr habe ich Allium gesetzt, die
mich dieses Jahr mehr als begeistert haben. Als sie verblüht waren und ihre großen Blütenballen
noch standen, ist mir der Gedanke der Weiterverwendung gekommen. Ich schneide sie ab und
trockne sie, um sie für die Adventszeit in Gestecken wieder zur Geltung zu bringen. Der Phantasie
sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ebenso sammle ich die Früchte der Pimpernuss, eine blasige
Schote mit klappernden Kernen, die ich zu Kränzen gestalte. Wenn ich nur mehr Zeit hätte.
Jeder von uns der noch etwas Gemüse hat, ist mit der Verarbeitung beschäftigt. Welch eine Freude
frisches Gemüse aus dem Garten zu holen. Neue Rezepte gibt es in jeder Zeitung und es macht Spaß
etwas Neues auf den Mittagstisch zu bringen.
Wir haben eigentlich gar keine Zeit um melancholisch zu werden, denn auch der verregnete Sommer ist
bald vergessen, denn irgendwann kommt auch die Sonne wieder zum Vorschein, und….
Stockrosen stehen hinterm Zaun in ihren alten, brüchigseidnen Trachten.
Die Sonnenblumen, üppig, blond und braun, mit Schleiern vorm Gesicht, schaun aus wie Frauen,
die eine Reise in die Hauptstadt machten. (Erich Kästner)


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