Frühjahrskolumne von Rose von Aprath

Langsam erwacht der Garten wieder, auch wenn die kalten Tage noch nicht ganz vorbei sind. Die ersten Primeln, Narzissen und Tulpen schieben sich aus der Erde und da kommen Erinnerungen an die Schulzeit in den Sinn. Die Älteren von uns kennen bestimmt das Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“. Paul Gerhardt (1607 – 1676) ein evangelischer Theologe hat es geschrieben und darin kommt die Zeile vor: „ Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an, als Salomonis Seide“. Welch eine wunderbare Beschreibung für diese ersten Blumen nach einem kalten Winter. Da sieht man vor sich Wiesen voll wild wachsender Narzissen, ein Rausch in Gelb und Tulpen in allen Farben, die ihre schlichten Kelche stolz in die Höhe richten. Wenn Sie im Herbst Blumenzwiebeln nachgepflanzt haben, werden Sie diese Pracht im eigenen Garten genießen können.


In einem kleinen Gartentagebuch von Elisabeth von Arnim (1866 – 1941)
liest man von einer kleinen Episode:  „An besonders himmlischen Tagen, wie heute, sehne ich mich richtig danach, dass jemand anderer hier sein möge und mit mir diese Schönheit genießt“. Elisabeth heiratete in die Familie von Arnim ein und wohnte einige Zeit auf dem pommerschen Gut Nassenheide, dessen verwahrlosten Garten sie aus seinem Dornröschenschlaf weckte. Dies gelang Elisabeth von Arnim zum Teil nur gegen große Widerstände ihres Gärtners. Er bevorzugte es zum Beispiel die Tulpenzwiebeln in Reih und Glied zu pflanzen, was Elisabeth gar nicht gefiel.

Um wie viel schöner ist es Gartenfreunde oder Gartenfreundinnen zu haben, mit denen man von Zeit zu Zeit durch deren Garten oder den Eigenen streifen kann und an der Euphorie seines Gegenübers teilhaben zu dürfen. Um wieviel schöner wäre die Unterstützung einer Gartenfreundin gewesen, eine Mitstreiterin im Kampf für die lockere Bepflanzung der Tulpen in ihrem naturnahen Garten.


Schön ist es die gerade aufblühenden Blumen genießen zu können, Veränderungen in der Beetgestaltung zu bestaunen, eigene Erfahrungen zu diskutieren und hinterher bei einer Tasse Kaffee oder englischen Tee die Pracht des Gartens in Ruhe zu genießen. Diese Stunden halten für kurze Zeit die hektische Welt draußen, geben uns wieder neue Kraft den Alltag zu stemmen und inspirieren uns Neues im Garten zu pflanzen.

Buchtipps:

  • Von Arnim, Elisabeth: Elisabeth und ihr Garten, Insel Taschenbuch 1293, 1990
  • Demski, Eva: Gartengeschichten, Insel Taschenbuch 4003, 2011
  • Winnemuth, Meike: Bin im Garten, Penguin Verlag 2019 München


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